Kunst im Dialog

Drei Siegerentwürfe für den SOPHIA-Garten ausgezeichnet

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In den ehrwürdigen Räumen der Werner-Schupp-Stiftung wurden am vergangenen Freitag die Preisträger des Skulpturenwettbewerbs für den SOPHIA-Garten der neuen Pflegeeinrichtung Weiherhof vorgestellt. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie Kunst, Kultur und soziale Verantwortung ineinandergreifen können. Drei Entwürfe setzten sich aus 138 Einsendungen durch.

Gewinner des Wettbewerbs ist Paul Diestel, der 28-jährige Bildhauer aus Unterfranken. Er überzeugte mit seinem Entwurf pas de deux die Jury des SOPHIA-Garten-Wettbewerbs. Zwei Ahornsamen, die Kopf an Kopf stehen, symbolisieren Nähe und Vertrautheit – ein Bild, das an die Harmonie eines Paartanzes im Ballett erinnert. „Ich sehe den Menschen als Ganzes, der alle Lebensphasen durchläuft, genau wie die Natur“, erklärte Diestel. Seine Wahl fiel auf die Ahornsamen, da sie für ihn den Kreislauf des Lebens symbolisieren: aus dem Samen wächst ein Baum, der Früchte trägt, stirbt und neuen Samen Platz macht.

Tradition und Förderung: Die Werner-Schupp-Stiftung als Kulturträger

Johann Roth, Vorstandsmitglied der Werner-Schupp-Stiftung, eröffnete die Veranstaltung und erläutert, die Ziele der Werner-Schupp Stiftung: „Unsere Stiftung steht auf zwei starken Säulen: Denkmalschutz, insbesondere Baudenkmäler, was sich in der beruflichen Laufbahn des Stifters Werner Schupp als Bauunternehmer widerspiegelt, und die Förderung von Kunst und Kultur“, erklärte Roth. Kunst im öffentlichen Raum sei für ihn eine Verbindung, die Menschen neugierig macht und zusammenbringen kann. „Gerade in einem Pflegeheimgarten, der sonst oft ein Ort der Stille ist, kann Kunst den Raum beleben und Begegnungen ermöglichen.“ Besonders hob Roth die hohe Qualität aller Einsendungen hervor und würdigte die sorgfältige Arbeit der Jury.

Kunst als Brücke

Rebecca Koellner, unterstrich die Bedeutung von Kunst: „Eine Skulptur ist mehr als nur ein Objekt im Raum – sie spricht zu uns. Sie erinnert uns daran, dass wir existieren, dass wir gesehen werden.", sagt sie. Der SOPHIA-Garten solle ein Ort werden, der die Würde und Weisheit älterer Menschen würdige, eine Verbindung von Natur, Kultur und Begegnung ermögliche und auch Bewohnerinnen und Bewohner aktiviere.

Die prämierten Werke: Von Verwandlung, Bewegung und Nähe

Unter den 138 anonymisierten Einreichungen, die den Vorgaben entsprachen, wählte die Jury drei Arbeiten aus, die jeweils mit einem besonderen Entwurf überzeugten. Über die Preisträgerinnen und Arbeiten, wie auch über den Ablauf bei der Auswahl der Kunstwerke, informierte Dr. Dolores Claros-Salinas. Um die anonymisierten Entwürfe zu begutachten, wurden gleich zwei Stockwerke des historischen Hauses „Zum Delphin“ genutzt. In einem mehrstufigen Verfahren, das von individuellen Sichtungen bis zu gemeinsamen Diskussionen nach einem Ampelsystem reichte, wurden die Einreichungen gründlich bewertet. „Wir haben uns viele Fragen gestellt – von der ästhetischen Integration der Skulpturen in den SOPHIA-Garten bis hin zu ihrer Wirkung auf Bewohner, die nur vom Fenster aus einen Blick darauf werfen können“, so Claros-Salinas. In einem intensiven Tag voll sachlicher Diskussionen kristallisierten sich die drei prämierten Entwürfe heraus.

• Der dritte Platz ging an Julia Loock aus Braunschweig für ihre Skulptur Metamorphose, die in farbenfroher Keramik den Moment des Wandels einfängt. Die transparente Außenhaut eines Kokons lässt erahnen, was im Innern entsteht – ein poetisches Sinnbild für Wachstum und Veränderung.
• Den zweiten Preis erhielt Kirsten Helfrich aus Ravensburg für ihre Arbeit In Bewegung. Die minimalistische Metallskulptur zeigt je nach Perspektive eine klare Kreisform oder eine geschwungene Linie. „Die Arbeit verbindet Dynamik und Reduktion, sie lädt die Betrachter dazu ein, sie aus verschiedenen Blickwinkeln neu zu entdecken“, lobte die Jury. Entgegengenommen wurde der Preis von Marbod Fritsch.
• Der Hauptpreis ging an Paul Diestel aus Unterfranken für seine Bronzeskulptur pas de deux. Zwei abstrahierte Ahornsamen auf einem Natursteinsockel symbolisieren Nähe und Vertrautheit. „Die Schlichtheit und organische Formsprache des Werks haben uns tief bewegt“, erklärte die Jury. Das Kunstwerk werde einen ruhigen Mittelpunkt im SOPHIA-Garten bilden und dessen besondere Atmosphäre bereichern.

Ein Ort mit Geschichte und Zukunft

Das historische Gebäude der Werner-Schupp-Stiftung, in dem die Preisverleihung stattfand, bildete den perfekten Rahmen für die Feier. Roth erinnerte an die bewegte Geschichte des Hauses, das bis ins Jahr 1313 zurückreicht und durch die liebevolle Restaurierung des Stifters zu neuem Glanz kam. „Die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft, von Tradition und Innovation, spiegelt sich hier auf besondere Weise wider“, so Roth.

Kunst und Pflege – ein Zukunftsmodell

Die preisgekrönte Skulptur wird voraussichtlich 2025 im SOPHIA-Garten installiert. Andreas Voß, Stiftungsdirektor der Spitalstiftung Konstanz, sieht darin einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität der Bewohner: „Kunst und Natur können heilsame Räume schaffen.“ Der SOPHIA-Garten sei nicht nur ein Pflegeheimgarten, sondern ein Ort der Würde und Inspiration. Mit fast 800 Jahren Geschichte gehört die Spitalstiftung zu den ältesten Institutionen der Stadt Konstanz. 1225 gegründet, hat sie sich von einer lokalen Versorgungseinrichtung zu einer bedeutenden kommunalen Stiftung entwickelt, deren Hauptaufgabe bis heute die Pflege und Betreuung pflegebedürftiger Bürgerinnen und Bürger ist. „Wir sind aus dem ‚Kernschatten‘ der Stadt herausgetreten und zeigen, wie wichtig unsere Arbeit für Konstanz ist“, erklärte Andreas Voß, Stiftungsdirektor der Spitalstiftung, bei der Preisverleihung.

Die moderne Spitalstiftung betreibt mehrere Pflegeheime, ambulante Pflegedienste und Tagespflegen in der Stadt. Doch angesichts steigender Baukosten bleibt häufig wenig finanzieller Spielraum für Kunst am Bau. Umso bedeutender war die Unterstützung der Werner-Schupp-Stiftung, die das Kunstprojekt für den SOPHIA-Garten am neuen Haus Weiherhof ermöglicht hat. „Diese Skulptur wird eine bleibende Erinnerung an die Schupp-Stiftung und den Wettbewerb sein und den Garten als Ort der Würde und Begegnung bereichern“, betonte Voß.

Mit der Verleihung der Preise endet ein intensiver Wettbewerb, der nicht nur die Künstlergemeinschaft bereichert hat, sondern auch zeigt, wie Kunst und Pflege auf innovative Weise miteinander verbunden werden können. Die prämierten Werke sind ein Vorgeschmack auf das, was der SOPHIA-Garten den Bewohnern und Besuchern in Zukunft bieten wird: einen Raum voller Leben, Kreativität und menschlicher Wärme.

(Erstellt am 27. Dezember 2024 10:09 Uhr / geändert am 27. Dezember 2024 10:11 Uhr)